Black Metal with Members from Sarkom & Urgehal
Limited to 500 copies in black vinyl, with lyrics and A2 poster
Die Norweger können es einfach nicht lassen. Immer wieder entstehen neue Projekte aus gar inzestuösen Band-Beziehungen. So scheint es, dass die Norweger Black-Metal-Szene aus einer Hand voll Leuten besteht, die immer wieder lustiges Stühlerücken spielen, um sich einen neuen Platz zu sichern. Neuste Kreation dieses kreisförmig gerichteten Fortpflanzungsverhaltens sind die Osloer So Much For Nothing. Diese Liaison besteht hauptsächlich aus Erik Usgaard (Sarkom) und Uruz (Urgehal), wird aber unterstützt durch den umtriebigen Rockstar Niklas Kvaforth (Shining) sowie diverse andere internationale Größen der Szene. Also mal wieder ein All-Star-Projekt, wie es im Buche steht.
Dabei hat So Much For Nothing vergleichbaren Projekten jedoch Einiges voraus. Denn es wird sich nicht das Ziel gesteckt, den lokalen Black-Metal-Kult heraufzubeschwören, sondern etwas Eigenständiges und Außergewöhnliches zu erschaffen. Zwar wächst die Musik immer noch aus schwarzen Wurzeln, wird aber um diverse Eigenschaften modifiziert. Es werden eine Vielzahl Instrumente eingesetzt (Violine, Trompete, Saxophon etc.), der Gesang ist variantenreich, von erbittertem Schreien bis hin zu cleanem Gesang und die Songstrukturen weisen starke Züge aus dem Pop- und Rock-Bereich auf.
Diese verschiedenen Elemente bieten eine ungewohnte, aber durchaus funktionierende Mischung. Dem Hörer wird schnell Zugang geboten und die Melodien wissen, wie sie sich im Ohr fest verankern können. Dabei fehlt aber nie die nötige Härte und Dunkelheit. Entfernte Ähnlichkeit könnte bei Joyless oder Lifelover gesucht werden, wobei man sich aber auch stellenweise an Acts wie Silencer oder frühe Ulver-Scheiben erinnert fühlt, die sich schon damals keine Grenzen stecken wollten. Letztendlich sind jegliche Vergleiche überflüssig, da So Much For Nothing stark genug sind, um für sich selbst stehen zu können.
In den sieben Songs auf "Livsgnist" werden Höhen und Tiefen geboten, eine musikalische Gefühls-Collage. Das rockig/treibende "My Precious" steht dabei ganz natürlich neben dem epischen und tiefschwarzen "Suffer In Silence", das depressiv und verquere "Suicide Syndrome" neben dem getragen-poppigen "One Last Night". Alle Stücke fügen sich wunderbar in das Konzept und funktionieren hervorragend allein wie auch miteinander. Das veranschaulicht die kompositorischen Fähigkeiten und das musikalische Können hinter diesem Projekt. Nicht zuletzt wird dies noch vom makellosen Sound unterstützt, der sowohl druckvoll und klar, aber auch dreckig und natürlich ist.
Mit So Much For Nothing wurde die Anhäufung großer Namen glücklicherweise einmal gewinnbringend genutzt. Wo andere Projekte sich nur damit brüsten, welche herausragenden Künstler sie in ihren Reihen beherbergen, wird auf "Livsgnist" wirklich gezeigt, was für ein Potential dahinter steckt. Ein finsteres, wütendes und melancholisches Album, das sich dennoch nicht scheut, neue Wege einzuschlagen und sogar poppige Ansätze zu verarbeiten. Nichts für ewige Puristen, aber ein gelungener Start in das frische Jahr und ein gutes Beispiel, was noch alles im Black Metal möglich ist.
Diesen Artikel haben wir am 31.07.2012 in unseren Katalog aufgenommen.